Martin von Tours

Martin von Tours
Martin von Tours
 
[- tuːr], Bischof und Asket, Apostel Galliens, * Savaria (heute Szombathely, Ungarn) 316/317, ✝ Candes (heute Candes-Saint-Martin, Département Indre-et-Loire) 8. 11. 397; Sohn eines römischen Tribuns, kaiserlicher Gardist in Gallien; mit 18 Jahren getauft, schied er aus der römischen Armee aus und wurde Schüler des Hilarius von Poitiers. Nach kurzer Missionstätigkeit in Pannonien lebte er eine Zeit lang als Einsiedler und gründete in Ligugé (bei Poitiers) das erste Kloster Galliens. 371 wurde er Bischof von Tours. Martin setzte sich für eine planmäßige Mission unter der nur wenig romanisierten keltischen Landbevölkerung ein. Sein Eintreten für die gerechte Behandlung der Priscillianer am Kaiserhof in Trier und seine asketische Grundeinstellung hatten wachsende Spannungen mit seinem eigenen Klerus zur Folge.
 
Durch seine Verbindung von Mönchsideal und Apostolat wurde Martin zum Vorbild des abendländischen Mönchtums. Zahlreiche Wunderberichte machten ihn zum populärsten Heiligen Frankreichs. Als Beispiel für seine Wohltätigkeit erzählt die Legende, Martin habe als Soldat am Stadttor von Amiens seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt. Im Fränkischen Reich wurde der Mantel des heiligen Martin im Krieg als siegspendendes Reichskleinod mitgeführt. Sein Grab in Tours war fränkisches Nationalheiligtum. Noch in seinem Todesjahr verfasste Sulpicius Severus seine Biographie. - Heiliger (Tag: 11. 11. [Martinstag]).
 
In der bildenden Kunst wird oft die Szene der Teilung des Mantels mit einem Bettler dargestellt; der heilige Martin sitzt dabei meist auf einem Pferd, so in plastischen Gruppen des 13. und 14. Jahrhunderts (Lucca, Dom San Martino; Bassenheimer Reiter), auch in Wand- und Glasmalereien. Martin erscheint auch als Bischof (rechtes Südportal der Kathedrale von Chartres, um 1230), seit dem 15. Jahrhundert auch mit der Martinsgans im Arm oder zu Füßen. Zyklen mit Szenen aus seinem Leben finden sich u. a. in Glasmalereien der Kathedralen von Chartres und Tours (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts) und als Fresken von Simone Martini in der Cappella di San Martino in der Unterkirche von San Francesco in Assisi (1322-26).
 
Zur Volkskunde Martini, Martinsgans, Martinslieder.
 
 
I. Danai: Die Darst. des Kranken auf den spätgot. Bildnissen des Heiligen M. von Tours 1280-1520 (1987);
 F. Prinz: Frühes Mönchtum im Frankenreich (21988).

Universal-Lexikon. 2012.

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